Viktor Winkler


 

Moderne als Krise, Krise als Modernisierung:
Franz Wieacker und die großen Besinnungs-Bücher nach 1945

- Zusammenfassung -

Der Rechtshistoriker Franz Wieacker (1908-1994) hat mit seiner "Privatrechtsgeschichte der Neuzeit" (1952/1967) eine der bis heute einflußreichsten Darstellungen der Entwicklung von Rechtswissenschaft geschrieben. Es wurde und wird nicht nur innerhalb der rechtshistorischen Disziplin als Standardwerk gehandelt, sondern dient auch und gerade jenseits der Fächergrenzen als immer wieder verwendete Quelle von Erkenntnis über rechtshistorische Probleme, die bis heute virulent geblieben sind. Das hängt ganz zentral zusammen mit den großen Fragen und großen Themen, zu denen es drängt und aus denen es zugleich seine Kraft bezieht. Wer dieses Referenz- und Standardwerk der Rechtsgeschichte so (auch) als eine solche Suche nach und Auseinandersetzung mit den Megathemen des Rechts liest, gewinnt zugleich einen besonderen Einblick in die Rechtswissenschaftsgeschichte der Nachkriegszeit. Erst dieser Kontext ermöglicht eine Einordnung dieses "grossen" Buches - und wirft zugleich ein Schlaglicht auf eine besondere Kontinuität im rechtswissenschaftlichen Denken jenseits von 1945.

- English Summary -

The article deals with the German Legal Historian Franz Wieacker’s (1908-1994) "Privatrechtsgeschichte der Neuzeit". The work has been highly influential for German legal disocurses since it first appeared in 1952, and remains to be one the most quoted sources in Jurisprudence. The book, however, is part of a particular trait in German Legal thinking that spans more than just the period since 1945. The article intends to illuminate this trait and aims at gaining a perspective from which critique is made possible.