Ausbeutung und Disziplinierung. Zur Rolle des Münchner Sondergerichts und der Stapoleitstelle München im Kontext der nationalsozialistischen Fremdarbeiterpolitik - Zusammenfassung des Autors
Die Untersuchung von Polizeiexekutive und Justiz in ihrer Funktion als Überwachungs- und Disziplinierungsinstrument des totalitären NS-Staats steckt bislang noch in den Anfängen. Im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen stehen das Sondergericht München und die Stapoleitstelle München im Kontext des nationalsozialistischen Ausländereinsatzes. Hier kann exemplarisch die Funktionsweise - und mithin auch die Funktionsfähigkeit - des nationalsozialistischen Justiz- und Polizeiapparates in den Kriegsjahren gezeigt werden. Es wird deutlich, daß sowohl Gestapo als auch Sondergerichte dem Prinzip der Gefahrenabwehr durch Abschreckung mittels einer Verschärfung und Brutalisierung der Verfolgungsmaßnahmen und der Strafpraxis hohe Bedeutung beimaßen. Dies führte zwangsläufig zu Konflikten mit den ökonomischen Zielvorgaben der Kriegswirtschaft, die eine möglichst hohe Produktivität durch den umfassenden Arbeitseinsatz sicherstellen wollte.
Abstract by the Author
We still know little about policeauthorities and justice in their function as instruments for surveillance and disciplinary punishment in the totalitarian NS-State. Main topic of the following statements are the "Sondergericht München" and the "Gestapoleitstelle München" in close context to the forced labour program ("Fremdarbeitereinsatz") of the Nazis during World War II. It can be shown exemplary the practise and the functioning of the NS-justice and policeapparatus during the years of war. It comes clear that the "Gestapo" as well as the "Sondergerichte" tried to fulfill their duty of danger-prevention ("Gefahrenabwehr") via deterrence especially by taking sharp and brutal measures of punishment and persecution. Consequence was a conflict with the pragmatic objectives of the war economy which tried to realize the highest possible output of manpower.