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Fachtagung 2022: Föderalismus in der Weimarer Republik. Bollwerk oder Untergrabung der Demokratie?
Feb. 8, 2022
Veranstaltungsort : Kulturzentrum Mon Ami (Weimar) & ONLINE via Zoom
Die gemeinsame Fachtagung des Weimarer Republik e. V. und der Forschungsstelle Weimarer Republik an der FSU Jena fragt in diesem Jahr nach der Praxis der parlamentarischen Demokratie in den Ländern der Republik. Trugen die föderale Ordnung damit eher zur Stabilisierung oder zur Gefährdung der jungen Demokratie bei?
Zudem werden im Rahmen der Tagung die Forschungspreise zur Weimarer Republik für die Jahre 2021 und 2022 verliehen.
Die Forschung zur Weimarer Republik hat sich in erheblichem Maße auf die Reichsebene und ihre Politik konzentriert. Das ist nachvollziehbar, zeichnet aber ein falsches Bild von einem politischen System, dessen Strukturen föderativ angelegt waren.
Am Anfang hatte die Republik 24 Länder, am Ende noch 17. Das mit Abstand größte Land, Preußen, ist als Bollwerk der Demokratie bekannt – das zweitgrößte Land, Bayern, eher weniger. Aber abgesehen von diesen beiden Ländern gibt es noch 22 (bzw. 15) weitere Länder, die alle ihre eigenen Verfassungsstrukturen, ihre Parteien und Regierungen hatten.
Die 7. Fachtagung der Forschungsstelle Weimarer Republik und des Weimarer Republik e. V. will die Frage nach der Bedeutung des Föderalismus in der ersten deutschen Demokratie stellen. Dazu sollen einige strukturelle Fragen für die Reichsebene gestellt werden (etwa die Rolle des Reichsrates, die Reichsreformbestrebungen, separatistische Bestrebungen), aber vor allem sollen die Länder der Republik Gegenstand der Tagung sein.
Für jedes Land wollen wir folgende Fragen aufwerfen:
1. Wie verlief der Übergang vom Kaiserreich zur Republik?
2. Wie sah die Verfassungsgebung aus und wie war die Verfassungsordnung strukturiert?
3. Welche Parteien und Parteikonstellationen dominierten die einzelnen Länder?
4. Wie waren die Wahlergebnisse, die Landtage und die Länderregierungen aufgestellt?
5. Waren die einzelnen Länder eher von politischer Stabilität oder Instabilität gekennzeichnet?
6. Gehörten die einzelnen Länder eher zu den Stützen der Demokratie oder zu denen, die die Demokratie untergruben?
7.
Wie steht es um die Länder in der Zeit der Präsidialkabinette auf
Reichsebene und wie erfolgt der Übergang ins „Dritte Reich“?
Diese Fragen sollen kein starres Korsett für die einzelnen Themen der Tagung darstellen, aber sie geben einen Rahmen des wissenschaftlichen Erkenntnisinteresses an. Die Ergebnisse der Tagung werden in den „Weimarer Schriften zur Republik“ publiziert werden, wobei jedes Land der Republik in einem eigenen Beitrag untersucht werden soll.
Eine Publikums-Teilnahme in Präsenz ist aufgrund der Hygienebestimmungen nicht möglich. Die gesamte Konferenz und Preisverleihung wird jedoch auch digital via Zoom angeboten, inklusive der Möglichkeit der Teilnahme an den Diskussionen.
Zugangsdaten auf der Homepage der Forschungsstelle. Um Anmeldung bei Dr. Tim Niendorf (timniendorf@t-online.de) wird gebeten.
ProgrammMittwoch, 23. Februar 2022
15:00–15:30 Uhr: Begrüßung & Einführung:
Michael Dreyer / Andreas Braune (Jena): Zur Einführung: Das Reich und seine Länder und die Stabilität der Republik
15:30–17:30 Uhr: 1. Sitzung
Leitung: N.N.
Fabian Wittreck (Münster): Verfassungen und Verfassunggebung in den Ländern
Michael Dreyer (Jena): Reichsreform bei und nach Hugo Preuß
Sebastian Elsbach (Jena): Separatismus als Problem des Weimarer Föderalismus
17:30 Uhr: Kaffeepause
18:00–19:30 Uhr: 2. Sitzung: Bayern und Hessen
Leitung: Alexander Gallus (Chemnitz)
Martin Bischel (München): Freistaat Bayern: Zwischen Reformwillen und prinzipieller Opposition
Walter Mühlhausen (Heidelberg): Volksstaat Hessen: Republikanische Bastion auf sozialdemokratischen Fundamenten
19:30 Uhr: Abendessen für Vortragende, Moderator:innen und Preisträger:innen (Sächsischer Hof, Eisfeld 12, 99423 Weimar)
Donnerstag, 24. Februar 2022
09:00–10:30 Uhr: 3. Sitzung: Forum der Preisträger:innen für die Preise 2021
Preisträger des Matthias-Erzberger-Preises:
Dominik Buchwinkler (München): Kampf- und Expertenregierungen. Die Kompetenzen des deutschen Reichs- und des österreichischen Bundespräsidenten im Vergleich
Preisträger:innen des Hugo-Preuß-Preises:
Oliver Thomas Bahl (Jena): Das proletarische Milieu der Weimarer Republik im Kontext einer „Verbürgerlichung“
Hannah Irmela Diedrichs (Jena): Die Kinderfreundebewegung und die Kinderrepublik Seekamp in der medialen Selbstdarstellung
Laura Dolezich (Jena): Jüdisch, weiblich, jugendbewegt – Innen- und Außensichten auf den Jungjüdischen Wanderbund anhand eines Tagebuchs aus den 1920er-Jahren
Tom Sprenger (Gießen): „Die Inszenierung der Republik“ - Der Verfassungstag in der Weimarer Republik
Preisträger:innen des Friedrich-Ebert-Preises:
Andreas Dorrer (Melbourne, AU): „Neider überall zwingen uns zu gerechter Verteidigung“ – Legitimisation and De-Legitimisation of World War I in German Dramatic Literature
Lucia Juliette Linares (Cambridge, UK): German Politics and the 'Jewish Question', 1914–1919
10:30 Uhr: Kaffeepause
11:00–13:00 Uhr: 4. Sitzung: Die Hansestädte
Leitung: Markus Lang (Weimar), Ursula Büttner (Hamburg): Freie Hansestadt Hamburg: „Für den Freund parlamentarischer Krisen eine herzlich langweilige Stadt”
Jörn Brinkhus (Bremen): Freie Hansestadt Bremen: Von der politisch halb-modernen Stadtrepublik zur labilen Parteiendemokratie
Michael Dreyer (Jena): Lübeck: Bürgerschaftliche Kontinuität und demokratischer Neubeginn
13:00–14:00 Uhr: Mittagspause
14:00–15:30 Uhr: 5. Sitzung: Reichsrat und Sachsen
Leitung: N.N.
Siegfried Weichlein (Fribourg, CH): Wandel eines Verfassungsorgans: Der Reichsrat im Übergang von Kaiserreich zur Republik
Mike Schmeitzner (Dresden): Freistaat Sachsen: Der gespaltene Freistaat
15:30 Uhr: Kaffeepause
16:00–17:30 Uhr: 6. Sitzung: Preußen
Leitung: Wolfram Pyta (Stuttgart), Barbara von Hindenburg (Berlin): Freistaat Preußen: „Das alte Preußen ist tot, es lebe das neue Preußen!“
Marc Bartuschka (Weimar): Ein föderaler Gliedstaat? Die preußischen Provinzen als politische Körperschaften
18:30 Uhr: Abendvortrag und Preisverleihung
Verleihung der Preise zur Erforschung der Geschichte, Politik und Kultur der Weimarer Republik 2021 und 2022 sowie des Arnold-Freymuth-Preises für Recht und Demokratie 2022
Kurzvortrag des Preisträgers des Arnold-Freymuth-Preises 2022:
Tristan Barczak (Passau): Prüfung für den demokratischen Rechtsstaat: Föderalismus und Notstand in der Pandemie
Abendvortrag:
Christine Lieberknecht (Ministerpräsidentin des Freistaats Thüringen, a.D.): Freude und Leid des deutschen Föderalismus
Freitag, 25. Februar 2022
09:00–10:30 Uhr: 7. Sitzung: Forum der Preisträger:innen für die Preise 2022
Preisträgerin des Matthias-Erzberger-Preises:
Paula Kreutzmann (Berlin): Zwei Ärzt:innen im Kampf gegen den Paragraphen 218. Antisemitismus und Antifeminismus in Debatten um Schwangerschaftsabbrüche 1931
Preisträger:innen des Hugo-Preuß-Preises:
Louisa Charlotte Niesen (Utrecht, NL): Modern Women? On Practices and Experiences of ‘Modernity’ in the Everyday Lives of Female White-Collar Employees in the Weimar Republic
Hendrik Geiling (Marburg): Das Auswärtige Amt und der Aufstieg des italienischen Faschismus 1919–1925
Preisträger:innen des Friedrich-Ebert-Preises:
Christian Dietrich (Frankfurt/Oder): Im Schatten August Bebels. Positionen der deutschen Sozialdemokratie zu Antisemitismus und Zionismus in der Weimarer Republik (1918–1932)
Jan-Philipp Pomplun (Berlin): Deutsche Freikorps: Sozialgeschichte und Kontinuitäten (para-)militärischer Gewalt zwischen Weltkrieg, Revolution und Nationalsozialismus
Anna Strommenger (Duisburg-Essen): Zwischen Herkunft und Zukunft. ‚Heimat‘ in der sozialistischen Arbeiterbewegung vom Kaiserreich zur Weimarer Republik
10:30 Uhr: Kaffeepause
11:00–12:30 Uhr: Besuch und Führung im Haus der Weimarer Republik. Forum für Demokratie, der Ausstellung "Jecheskiel David Kirszenbaum. Karikaturen eines Bauhäuslers zur Weimarer Republik" in der Volkshochschule Weimar, Graben 6 oder der Ausstellung „Demokratie aus Weimar. Die Nationalversammlung 1919“ im Stadtmuseum Weimar, Karl-Liebknecht-Straße 5.
12:30 Uhr: Mittagspause
13:30–15:00 Uhr: 8. Sitzung: Schaumburg-Lippe und Lippe
Leitung: N.N.
Heiko Holste (Berlin): Freistaat Schaumburg-Lippe: Bollwerk der Demokratie en miniature?
Bärbel Sunderbrink (Detmold): Freistaat Lippe: Verfassungskultur und die Macht der Symbole
15:00 Uhr: Kaffeepause
15:30–17:00 Uhr: 9. Sitzung: Doppeltes Mecklenburg
Leitung: N.N.
Bernd Kasten (Schwerin): Freistaat Mecklenburg-Schwerin: Ein Land ohne bürgerliche Mitte
Matthias Manke (Schwerin): Freistaat Mecklenburg-Strelitz: „Es lebe der Verfassungsstaat!“
17:00 Uhr: Kaffeepause
17:30–19:15 Uhr: 10. Sitzung: Anhalt und Thüringen
Leitung: N.N.
Ralf Regener (Magdeburg): Freistaat Anhalt: Von stabilen Musterstaat zur ersten NS-Landesregierung
Christian Faludi (Weimar) / Timo Leimbach (Hamburg / Erfurt): Von den Thüringer Freistaaten zum Land Thüringen
19:30 Uhr: Abendessen für Vortragende, Moderator:innen und Preisträger:innen (Jagemanns Restaurant, Herderplatz 16, 99423 Weimar)
Samstag, 26. Februar 2022
09:30–11:00 Uhr: 11. Sitzung: Württemberg und Baden
Leitung: N.N.
Marcel Böhles (Weimar): Republik Baden: Liberales Muschterländle?
Michael Kitzing (Singen): Volksstaat Württemberg: Von der Weimarer Koalition zum Bürgerblock
11:00 Uhr: Kaffeepause
11:30–13:00 Uhr: 12. Sitzung: Braunschweig und Oldenburg
Leitung: N.N.
Bernd Rother (Berlin): Freistaat Braunschweig: Von der Sozialistischen Republik über das ‚deutsche Wien‘ zur NSDAP-Hochburg
Gerd Steinwascher (Oldenburg): Freistaat Oldenburg: Das frühe Scheitern eines scheinbar problemlosen Übergangs zur demokratischen Republik
13:00 Uhr: abschließender Mittagsimbiss
https://www.weimarforschung.uni-jena.de/veranstaltungen/fachkonferenz-2022-foederalismus-in-der-weimarer-republikQuelle: Fachtagung 2022: Föderalismus in der Weimarer Republik. Bollwerk oder Untergrabung der Demokratie?.
In: H-Soz-Kult, 03.02.2022, <www.hsozkult.de/event/id/event-115739>.; https://www.weimarforschung.uni-jena.de/veranstaltungen/fachkonferenz-2022-foederalismus-in-der-weimarer-republik