Die Internationale kriminalistische Vereinigung (l‘Union Internationale de Droit Pénal) war eine international erfolgreiche Vereinsgründung der Belle Époque. Initiiert 1889 von Franz v. Liszt (1851−1919), Adolphe Prins (1845−1919) und G.A. van Hamel (1842−1917) legte sie ihrer Tätigkeit die Prämisse zugrunde, „dass Verbrechen und Strafe ebenso sehr vom soziologischen wie vom juristischen Standpunkte aus ins Auge gefasst werden müssen“ (Art. 1 der Satzung von 1889).

Die Tagung befasst sich erstmals in vergleichender Perspektive mit der Bildung, Tätigkeit und legislatorischen Wirksamkeit der nationalen Landesgruppen der IKV. Der Blick auf die einzelnen Landesgruppen erhellt die Verbreitungsmechanismen des interdisziplinären, dogmatisch-kriminalpolitischen Modells in Europa, dessen Eckpfeiler bis heute in nationalen Gesetzgebungen gut erkennbar sind. Thematisiert werden sowohl organisatorisch-interaktionistische Aspekte als auch divergierende rechtspolitische Forderungen.

Donnerstag, 30. März 2023, Anreise

Freitag, 31. März 2023 (Hörsaal 2001)

09:00 Uhr Begrüßung
09:15 Uhr Die Bedeutung des Vereinswesens für Kriminalpolitik,
Gesetzgebung und öffentliche Meinung – englische und
deutsche Perspektiven (Prof. Dr. Sabine Freitag, Bamberg)
10:00 Uhr Die Internationalisierung der strafrechtlichen Diskussion
im langen 19. Jahrhundert (Prof. Dr. Sylvia Kesper-Biermann, Hamburg)
10:45 Uhr Kaffeepause
11:00 Uhr Ungarische Landesgruppe der IKV (Dr. Attila Barna, Győr)
11:45 Uhr Österreichische kriminalistische Vereinigung als
Landesgruppe der IKV (Dr. Nina Kaiser, Graz)
12:30 Uhr Mittagspause
14:00 Uhr Grußwort des Dekans; Festvortrag: Das Projekt eines mitteleuropäischen Strafrechts (Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Kubiciel, Augsburg)
14:45 Uhr Kroatische Landesgruppe der IKV unter Berücksichtigung der Vereinstätigkeit in Bosnien und Herzegowina und Serbien (Prof. Dr. Dunja Milotić, Zagreb)
15:30 Uhr Kaffeepause
15:45 Uhr Die deutsche Landesgruppe der IKV und die strafrechtliche Reformdiskussion im Kaiserreich (Dr. Richard Wetzell, Washington)
16:30 Uhr Die Landesgruppe Deutsches Reich der IKV und
der Methodenpluralismus in der Reform des Strafrechts (Dr. Luka Breneselović, Belgrad/Augsburg)

Samstag, 1. April 2023 (Hörsaal 2001)

09:00 Uhr Adolphe Prins and the Belgian National Branch of the
International Union of Penal Law (Prof. Dr. Yves Cartuyvels, Brüssel)
09:45 Uhr The Organization and Impact of the International Union
of Penal Law in the Netherlands (Prof. Dr. Cyrille Fijnaut, Tilburg)
10:30 Uhr Kaffeepause
10:45 Uhr Schwedische Landesgruppe der IKV (Prof. Dr. Martin Sunnqvist, Lund)
11:30 Uhr The IKV, its Norwegian National Branch and a Formative
Moment in Norwegian Criminal Law (Prof. Dr. Jørn Jacobsen, Bergen)
12:15 Uhr Mittagspause
14:00 Uhr The Russian National Branch of the International
Union of Penal Law: Humanizing Oppressive Institutions (N.N., Helsinki)
14:45 Uhr Überlegungen zur Tätigkeit der Schweizer Landesgruppe der IKV und zu ihrer Bedeutung für die nationale
Strafrechtsreform (Dr. Urs Germann, Bern)
15:30 Uhr Kaffeepause
15:45 Uhr Franz v. Liszt und das Ende des Deutschen Kaiserreichs (Prof. Dr. Arnd Koch, Augsburg)
16:30 Uhr Tagungsende

Kontakt

Quelle: Die europäische Bedeutung der Internationalen Kriminalistischen Vereinigung (IKV) 1889 – 1919. In: H-Soz-Kult, 23.02.2023, <www.hsozkult.de/event/id/event-134113>.