Gegenstand des dreiteiligen Aufsatzes ist der Herero-Krieg in Deutsch-Südwestafrika von 1904, der zwischen dem einheimischen Herero-Stamm und den deutschen Schutztruppen ausgetragen wurde. Leitfaden der Erörterung soll die juristische Bewertung und Aufarbeitung der historischen Ereignisse sein.
Grundlage der Herangehensweise ist deshalb im ersten Teil eine möglichst objektive Analyse der damaligen Geschehnisse unter Heranziehung und Auswertung deutscher und britischer amtlicher Veröffentlichungen, von Tagebüchern und Memoirenliteratur sowie der grundlegenden Sekundärliteratur. In diesem Zusammenhang soll auch auf eine mögliche Diskrepanz zwischen tatsächlichem Geschehen und politisch motivierter Forschung eingegangen werden.
Im zweiten Teil wird die Anwendbarkeit der Völkermorddefinition des Übereinkommens über die Verhütung und Bestrafung des Völkermords auf den im ersten Teil herausgearbeiteten historische Sachverhalt geprüft. Untersucht wird hierbei vor allem die zeitliche Anwendbarkeit der Völkermordskonvention und die Vernichtungsabsicht der deutschen Führung. Darüber hinaus soll das Vorliegen einer systematisch-planmäßigen Vernichtungsstrategie überprüft werden.
Im dritten Teil werden die bis zum heutigen Tag erreichten Etappen juristischer Bewältigung des im Herero-Krieg geschehenen Unrechts nachgezeichnet. Anhand dessen wird auf Erfolge und Misserfolge, Motivationen und Hindernisse der juristischen Vergangenheitsbewältigung, sowie die völkerrechtliche Verantwortlichkeit der Bundesrepublik Deutschland eingegangen.
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Benedikt Riedl
Der Herero-Krieg – Eine juristische Aufarbeitung
contents
- Teil I: Sachverhaltsfeststellung und Quellenkritik
- 1. Kurze Quellenkritik
- a. Primärquellen am Beispiel des Generalstabswerks und des Blaubuchs
- b. Sekundärquellen am Beispiel Horst Drechsler
- 2. Ausgangslage in Südwestafrika und Ursachen für den Ausbruch des Herero-Aufstands
- a. Streitpunkt: Gültigkeit der Schutzverträge
- b. Allmählicher Besitz- und Machtverlust der Herero
- 3. Der Herero-Aufstand
- a. Ausbruch des Aufstands
- b. Streitpunkt: „Ausgesprochen humane Kriegsführung“ der Herero
- 4. Kriegsführung unter Gouverneur Leutwein
- 5. Radikalisierung unter Lothar von Trotha
- a. Streitpunkt: „Sieg“ am Waterberg
- b. Streitpunkt: „Vernichtungsbefehl“ Trothas und weiterer Kriegsverlauf
- 6. Maßnahmen nach Kriegsende
- 7. Fazit
- Teil II: Mögliche Einordnung als Völkermord
- 1. Maßstab: UN-Völkermordkonvention
- a. Objektiver Tatbestand
- aa. Herero-Volk als geschützte Gruppe
- bb. Handlung im Sinne des Art. II lit. a–e
- b. Subjektiver Tatbestand: Kriegsziel der politischen Führung
- aa. Oberkommandierender General Lothar von Trotha
- bb. Generalstabchef Alfred von Schlieffen
- cc. Reichskanzler Bernhard von Bülow
- dd. Kaiser Wilhelm II.
- ee. Gouverneur Theodor Leutwein
- c. Zurechenbarkeit zum Deutschen Reich und der Bundesrepublik Deutschland
- d. (Zeitliche) Anwendbarkeit
- e. Ergebnis
- 2. Maßstab: Systematisch-planmäßige Vernichtung
- a. Zahl der Soldaten und Toten
- b. Systematisch-planmäßige Kriegsführung
- aa. „Siegreiche“ Gefechte am Waterberg
- bb. „Planmäßige“ Vertreibung in die Wüste
- cc. Systematische „Abriegelung“ der Wüste
- dd. Herero als „bloße Objekte“ deutscher Kriegsführung
- d. „Konzentrationslager“
- e. Ergebnis
- Teil III: Aufarbeitungsprozess und Entschädigung
- 1. Kurze Darstellung der bisherigen Etappen der Aussöhnung
- 2. Verlauf und Stand von Entschädigungsforderungen
- a. Klage gegen die Bundesrepublik in Den Haag
- b. Klage gegen die Bundesrepublik vor dem District Court of Columbia
- c. Klage gegen die Bundesrepublik vor dem US District Court Southern District of New York
- 3. Völkerrechtliche Verantwortlichkeit der Bundesrepublik
- a. Anwendbares Recht
- b. Völkerrechtsverletzung
- c. Ergebnis
- 4. Bewertung der deutschen Haltung
- 5. Gesamtfazit
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Articles Dec. 17, 2021
© 2021 fhi
ISSN: 1860-5605
First publication
Dec. 17, 2021
DOI: https://doi.org/10.26032/fhi-2021-014
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