Inhalt
Zeitschrift Debatten "Ein Gespräch mit ..."
Herausgegeben von: Thomas Duve
Hans-Peter Haferkamp
"Ein Gespräch mit ..."
<p><p>Die Juristische
Zeitgeschichte hat sich seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts ihren
Platz innerhalb der rechtshistorischen Teildisziplinen gesichert. Inzwischen
wird das 20. Jahrhundert selbst historisiert. Viele der Akteure, die an
der Nachkriegsrechtsgeschichte mitgeschrieben haben, sind bereits Teil
der Geschichte geworden. Andere Zeitzeugen aus der Generation der Juristen,
die den Einschnitt nach 1945 noch selbst miterlebt haben, können
wir noch befragen. Wir wollen sie zu Wort kommen lassen, wir möchten
versuchen, anhand der Biographie des einzelnen Schlaglichter auf das zeitgeschichtliche
Umfeld zu werfen, Einflüsse auf das Denken und Handeln der Akteure
zu erschliessen - und vielleicht auch einen Teil des Wissens zu sichern,
das üblicherweise nicht in den Büchern festgehalten wird.</p>
<p>"Das Interesse
der Biographie (...) scheint direct einem allgemeinen Zweck gegenüber
zu stehen, aber sie selbst hat die historische Welt zum Hintergrunde,
mit welcher das Individuum verwickelt ist", heißt es bei Hegel
(Enzyclopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse, §
549), der deswegen auch das "Subjectiv-Originelle, Humoristische
u.s.f." für beachtlich erklärt. Das dürfte auch dann
gelten, wenn man sich mit dem dahinterstehenden metaphysischen Apparat
nicht identifiziert. Ob man ihm dagegen darin zustimmt, dass "das
nur Gemüthliche aber ... einen andern Boden und Interesse als die
Geschichte" habe, das soll jedem, der ein solches Gespräch führen
möchte, freigestellt bleiben. </p>
<p>Wir möchten
zu solchen Gesprächen einladen. Ohne die Gespräche durch bestimmte
methodische Vorgaben einzuengen - "oral history" ist nicht unser
Ziel. Freilich sind auch kritische Reflexionen darüber willkommen,
ob man solche Gespräche überhaupt ohne das methodische Korsett
der oral history führen darf, oder inwieweit eine "Rechtswissenschaft
der Gegenwart in Selbstdarstellungen" - wie sich eine vielgenutzte
Publikation aus den 20er Jahren nannte - ihren Wert hat: als historische
Quelle, zu lesen mit der Methode der historischen Quellenkritik. Die Gespräche
sollen in lockerer Folge erscheinen, und - der internationalen Ausrichtung
des fhi entsprechend - keineswegs auf den deutschen Sprachraum begrenzt
bleiben. </p><br></p>