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Tagung: Kontaktzonen zwischen österreichischer und italienischer Rechtskultur
29. März 2023
Veranstalter: Universität Regensburg
Ort: Café Goldenes Kreuz, Haidplatz, Regensburg
Datum: 15. - 16. Juni 2023
Die mit dem Wiener Frieden und dem Friedensvertrag von Saint-Germain an Italien gefallenen Gebiete Österreichs erscheinen jenseits von Kriegen und Auseinandersetzungen um Selbstbestimmung und Minderheitenschutz als eine Kontaktzone, in der österreichische und italienische Rechtskultur in eine besonders enge Beziehung miteinander getreten sind.
Nach dem dritten Unabhängigkeitskrieg wurde Venetien im Wiener Frieden zwischen Italien und Österreich an Italien abgetreten. Nach dem Ersten Weltkrieg fielen die bereits während des Krieges von italienischen Truppen besetzten südlichen Teile Tirols sowie Triest und Istrien auf Grundlage des Friedensvertrages von Saint-Germain an Italien.
In den neuen Gebieten galt zunächst – wie das oftmals nach Gebietsabtretungen oder Annexionen der Fall ist – das bisher geltende Recht einfach weiter. Österreichisches Recht wurde also italienisches Recht. Nach einigen Jahren hat man allerdings jeweils das österreichische Recht durch das geltende italienische Recht ersetzt. Dies jedoch nicht vollständig – einige Besonderheiten gelten bis heute. Andere Regelungen inspirierten die anstehenden gesamtitalienischen Gesetzesreformen, etwa den Codice di Commercio (1882), den Codice di procedura civile (1940) oder den Codice Civile (1942).
Die an
Italien gefallenen Gebiete Österreichs erscheinen jenseits von Kriegen
und Auseinandersetzungen um Selbstbestimmung und Minderheitenschutz
deshalb als eine Kontaktzone, in der österreichisches und italienisches
Recht in eine besonders enge Beziehung miteinander getreten sind, sei es
auf der Ebene des geltenden Normbestands, sei es auf der Eben der
Rechtsreform, sei es auf der Ebene der alltäglichen Rechtsanwendung.
15 Juni 2023
09.00 Uhr
Francesca Brunet (Bolzano): Culture giuridiche a contatto, a confronto, in opposizione: il Veneto negli anni di transizione tra diritto austriaco e diritto italiano
Antonio Grilli (Bologna): Kassation oder Revision? Eine zentrale Debatte in dem neuannektierten Venetien und in Rom (1866–1871)
Annamaria Monti (Milano): Insurance: risks, contracts and forms of operation between Austria and Italy (19th–20th century)
Paolo Rondini (Milano): Austrian-style divorce or Hungarian-style divorce? Cases of dissolution of the marriage bond in the „new provinces“ of Italy
14.00 Uhr
Eray Gündüz (Regensburg): Die Entwicklung des Grundbuchrechts in Norditalien
Martin Löhnig (Regensburg): The certificate of inheritance as a link between Austrian land register law and Italian inheritance law
Lino Panzeri (Como): The institution of the closed farm („maso chiuso“) and its reception in the Italian legal system
Emanuela Fugazza (Pavia): Austrian influences on Italian company law and practice in the early 20th century: from „piccole anonime“ to „società a garanzia limitata“
16 Juni 2023
09.00 Uhr
Giovanni Chiodi (Milano): Il diritto privato italiano alla prova: Filippo Vassalli and the legislative unification of the new provinces – I
Andrea Massironi (Milano): Il diritto privato italiano alla prova: Filippo Vassalli and the legislative unification of the new provinces – II
Peter Techet (Freiburg): Kontaktzone in der „Reinen Rechtslehre“: Hans Kelsen und sein „österreichisches“ Rechtsdenken in Italien: Rezeption, Innovation, Polarisierung
Kontakt
E-Mail: rechtskultur@ur.de
Quelle: Kontaktzonen zwischen österreichischer und italienischer Rechtskultur.
In: H-Soz-Kult, 28.03.2023, <www.hsozkult.de/event/id/event-135234>.