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Internationales Flüchtlingsrecht nach dem Zweiten Weltkrieg: Konzepte, Akteure, Entwicklungslinien
15. April 2023
Veranstalter: Professor Dr. Annette Weinke/Professor Dr. Thomas Kleinlein (Historisches Kolleg)
Ort: Historisches Kolleg, Kaulbachstraße 15, München
Zeit: 28.06.2023 - 30.06.2023
Anmeldeschluss: 17.06.2023
Die internationale Konferenz will vor allem Vertreter der Rechts- und
Geschichtswissenschaft miteinander ins Gespräch bringen, um aus
historischer Perspektive nach Entwicklungslinien und Knotenpunkten des
internationalen Flüchtlingsrechts und Flüchtlingsschutzes im 20. und 21.
Jahrhundert zu fragen.
Nicht erst seit der so genannten Flüchtlingskrise von 2015 beschäftigt sich die Forschung verstärkt mit den historischen Tiefendimensionen des modernen Flüchtlingsschutzes. Dessen Wurzeln gehen auf die philanthropischen Bewegungen des späten 19. Jahrhunderts zurück und wurden mit Gründung des Völkerbunds erstmals Gegenstand internationaler Verhandlungen und Vereinbarungen. Der Zweite Weltkrieg und die sich daraus ergebenden massiven Fluchtbewegungen innerhalb Europas trugen dann nach 1945 maßgeblich dazu bei, dass die ad hoc-Instrumente der Zwischenkriegszeit in ein institutionalisiertes Flüchtlingsregime unter dem Schirm der Vereinten Nationen überführt wurden. So wurde das internationale Flüchtlingsrecht auf permanente normative Grundlagen gestellt und in eine übergreifende Architektur verschiedener staatlicher und überstaatlicher Organisationen eingebettet, die sich im UNHCR-Statut von 1950, den Konventionen zum rechtlichen Status von Flüchtlingen (1951) und Staatenlosen (1954) sowie dem New Yorker Protokoll (1967) niederschlugen. Während die Wahrnehmung der Genfer Konvention zeitweise stark durch die Ereignisse von „1989“ bestimmt war und dieser im Westen sogar eine bedeutende Rolle beim Fall des Eisernen Vorhangs zugeschrieben wurde, haben Prozesse der Globalisierung und damit verbundene Veränderungen in der geographischen Ausrichtung und Zusammensetzung internationaler Flüchtlingsströme dazu geführt, dass die Bedeutung des Völkerrechts für einen effektiven Flüchtlingsschutz heute wieder vermehrt in Frage gestellt wird.
Die internationale
Konferenz will vor allem Vertreter der Rechts- und
Geschichtswissenschaft miteinander ins Gespräch bringen, um aus
historischer Perspektive nach Entwicklungslinien und Knotenpunkten des
internationalen Flüchtlingsrechts und Flüchtlingsschutzes im 20. und 21.
Jahrhundert zu fragen. Gegenstand der Diskussionen sind unter anderem
die Auswirkungen der Verrechtlichung und Judizialisierung des modernen
Flüchtlingsschutzes sowie dessen Territorialisierung und
Entterritorialisierung im Zeitalter von Kaltem Krieg und
Dekolonisierung. Angesichts der Tatsache, dass es sich bei der
Geschichte des modernen Flüchtlingsrechts um ein ebenso spezialisiertes
wie disparates Wissensfeld handelt, das an der Schnittstelle zwischen
Wissenschaft, Politikberatung und (Rechts-)Aktivismus angesiedelt ist,
sollen zudem disziplinäre und epistemische Selbstverständnisse der
beteiligten Akteure näher in den Blick genommen werden.
Mittwoch, 28. Juni 2023
16:30 Uhr Beginn der Tagung: Begrüßung/Thematische Einführung der Veranstalter
18:00 Uhr Empfang im Gartensaal des Historischen Kollegs
Donnerstag, 29. Juni 2023
Sektion I: „Durable Solutions“? Europäische Flüchtlingskrise und die Anfänge des internationalen Flüchtlingsrechts
Chair: Daniel Siemens (Newcastle)
9:00–9:30 Uhr Sebastian Gehring (London): Flüchtlinge als Sicherheitsrisiko im Kalten Krieg
9:30–10:00 Uhr Jannis Panagiotidis (Wien): Die verhinderte „Internationalisierung“ des deutschen Flüchtlingsproblems nach dem Zweiten Weltkrieg
10:00–10:30 Uhr Kaffeepause
10:30–11:00 Uhr Rotem Giladi (London): The 1951 Refugee Convention: A Jewish Concern?
11:00–12:30 Uhr Diskussion
12:30–14:00 Uhr Mittagspause
Sektion II: Globalisierung des internationalen Flüchtlingsschutzes
Chair: Agnes Bresselau von Bressensdorf (Berlin)
14:00–14:30 Uhr Patrick Merziger (Leipzig): Vom Vertriebenen zum Opfer. Zur Medialisierung des „Flüchtlings“ im deutschen Humanitarismus bis 1990
14:30–15:00 Uhr Fabian Klose (Köln): Dekolonisation als Katalysator des internationalen Flüchtlingsschutzes
15:00–15:30 Uhr Kaffeepause
15:30–16:00 Uhr Jakob Schönhagen (Freiburg im Breisgau): Die Hintergründe des „New York Protocol 1967“
16:00–17:30 Uhr Diskussion
17:30 Uhr Apéro im Gartensaal des Historischen Kollegs
Freitag, 30. Juni 2023
Sektion III: Post-Cold War
Chair: Julia Eichenberg (Bayreuth)
9:00–9:30 Uhr Ann-Sophie Schoepfel (München): Das internationale Flüchtlingsrecht nach dem Kalten Krieg: Suche nach einer neuen Weltordnung und das globale Flüchtlingsregime
9:30–10:00 Uhr Emmanuel Comte (Athen): Das vereinigte Deutschland, europäische Integration und die Entwicklung des Flüchtlingsrechts nach Ende des Kalten Kriegs
10:00–10:30 Uhr Kaffeepause
10:30–11:00 Uhr Alma Stankovic (Stuttgart): Nationalstaatlicher Umgang mit Flüchtlingen aus dem früheren Jugoslawien
11:00–12:30 Uhr Diskussion
12:30–13:00 Uhr Kleiner Imbiss im Foyer des Historischen Kollegs
13:00–14:30 Uhr Roundtable Discussion mit Magnus Brechtken (München), Leo Lucassen (Amsterdam/Leiden), Marcia Schenck (Potsdam), Dana Schmalz (Heidelberg), Moderation: Annette Weinke (Jena)
14:30 Uhr Ende der Tagung
Kontakt
Eine Teilnahme ist nur nach bestätigter Anmeldung unter elisabeth.huels@historischeskolleg.de möglich.
Quelle: Internationales Flüchtlingsrecht nach dem Zweiten Weltkrieg: Konzepte,
Akteure, Entwicklungslinien / International Refugee Law after the Second
World War: Concepts, Actors, Trajectories.
In: H-Soz-Kult, 14.04.2023, <www.hsozkult.de/event/id/event-135591>.