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Eigentum und Eigentumspolitik im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik
24. Oktober 2023
Workshop an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Veranstalter: Sonderforschungsbereich TRR 294 "Strukturwandel des Eigentums"
Datum: 02.11.2023 - 03.11.2023
Das Teilprojekt "Ordnung und Eigentum. Stabilisierungsstrategien in Deutschland im 20. Jahrhundert" des SFB 294 lädt am 2. und 3. November 2023 zu einem Workshop an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, bei dem die Bedeutung von materiellen und immateriellen Eigentumsformen in ihren sozialen, rechtlichen, wirtschaftlichen, und kulturellen Dimensionen im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik erörtert wird. Eingeladen werden Arbeiten in allen Stadien der Bearbeitung, die sich mit dem Thema aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven beschäftigen.
Leitende Fragen des Workshops sind:
-
Welche Vorstellungen von Eigentum wurden in den rechtlichen Grundsätzen
der Zeit (Bürgerliches Gesetzbuch, Weimarer Reichsverfassung, etc.)
verankert und welche ideologischen und gesellschaftspolitischen
Konflikte wurden darüber ausgetragen?
- Wie ist die sozialpolitische
Dimension zu fassen, die von einer Verantwortung von Eigentümern
ausgeht, zum gesellschaftlichen Wohl beizutragen?
- In welchem
Spannungsverhältnis standen die im Deutschen Kaiserreich geltenden
Eigentumsvorstellungen mit jenen in den deutschen Kolonien in Afrika und
in der Südsee?
- Welche Rolle kam Gerichten und anderen
Ordnungsinstitutionen bei der rechtlichen Verankerung und Durchsetzung
der Ideen von Eigentum zu?
- In welcher Form zeigten sich
Eigentumsverständnisse in kulturellen Repräsentationen und wie
beeinflussten kulturelle Vorstellungen die Kodifizierung von Eigentum?
Quer zu diesen Fragen liegen Aspekte der Forschung, die besonders auf Dimensionen von Geschlecht und „Rasse“ eingehen.
Der Workshop schließt an Arbeiten an, die davon ausgehen, dass sich in der jeweils regional und historischen spezifischen Kodifikation von Eigentumsrechten gesellschaftliche Normen ausdrücken. Diese Normen waren jedoch nicht starr, sondern regelmäßigen Änderungen unterworfen. Das Interesse des Workshops geht somit in zwei Dimensionen über die Feststellung hinaus, dass in modernen Formen des Eigentumsrechts der Besitzer einer Sache unbeschränkt über sie verfügen konnte. Erstens war die konkrete politische Gestaltung dieser abstrakten Idee abhängig von regionalen und zeitlichen Gegebenheiten – gerade mit Blick auf den Kolonialismus. Auch wurde die unbeschränkte Verfügungsgewalt über Eigentum immer wieder gesellschaftlich herausgefordert und politisch eingeschränkt. Zweitens war die polizeiliche und gerichtliche Durchsetzung von Eigentumsvorstellung zwar gelebte Realität. Die Langlebigkeit des Privateigentums kann jedoch nicht ohne den Verweis auf Alltagshandlungen und -praktiken erklärt werden, die dessen bedeutende und bisweilen hegemoniale Stellung im gesellschaftlichen Diskurs begründet haben.
Gemeinsam sollen die Präsentationen den Workshop in die Lage versetzen, Diskussionen über die Bedeutung von Eigentum in der Geschichte zu führen. Kritisch soll dabei mitreflektiert werden, mit welchen historiographischen oder anderen geistes- und sozialwissenschaftlichen Methoden auf die gesellschaftliche Bedeutung von Eigentum fokussiert werden kann ohne vereinfachende Ideen von ökonomischer Basis und kulturellem Überbau zu übernehmen.
ProgrammDONNERSTAG, 2 . NOVEMBER 2023
13:00 Uhr: Begrüßung und Einführung
Eigentum in der Geschichte und der Geschichtswissenschaft
Norbert Frei und Roman Birke (Friedrich-Schiller-Universität Jena)
13:30—14:30 Uhr:
Vortrag 1: Protestantische Eigentumsvorstellungen zwischen 1890 und 1914
Bertolt Bundschuh (Ludwig-Maximilians-Universität München)
14:30—15:30 Uhr:
Vortrag 2: Eigentumspolitik im deutschen Kolonialismus
Roman Birke (Friedrich-Schiller-Universität Jena)
PAUSE
16:00—17:00 Uhr: Vortrag 3:
Der »Kampf um den Boden« im östlichen Preußen. Grundbesitz als kulturelle, soziale und rechtliche Praxis um 1900
Daniel Benedikt Stienen (Bayerische Akademie der Wissenschaften)
17:00—18:00 Uhr: Vortrag 4:
Das Heuerlingswesen in der Weimarer Republik. Neue Chancen für Landwirte ohne Grundbesitz
Christian Westerhoff (Württembergische Landesbibliothek)
FREITAG, 3. NOVEMBER 2023
9:00—10:00 Uhr: Vortrag 5:
Private
Ownership and National Solidarity after WWI: Economic Persecution,
Property Rights, and Citizenship of Germans Abroad (1914-1933)
Cristiano La Lumia (Università di Napoli)
10:00—11:00 Uhr: Vortrag 6:
Eigentumsrecht im Eherecht und Ehegüterrecht nach dem BGB von 1900 und die Reformbestrebungen in der Weimarer Republik
Oda Cordes (Juristin/Autorin, Berlin)
PAUSE
11:15—12:15 Uhr: Vortrag 7:
Weimarer Konflikte und das Grundgesetz: Eigentum als Kompromissformel
Eva Marguerite Herzog (Humboldt-Universität zu Berlin)
ABSCHLUSSDISKUSSION
Kontakt: Roman Birke: roman.birke@uni-jena.de
Quelle: Eigentum und Eigentumspolitik im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik.
In: H-Soz-Kult, 22.10.2023, <www.hsozkult.de/event/id/event-139491>.