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Heinz Düx – Ein unbequemer Jurist in der bundesdeutschen Justiz
9. Dezember 2023
Veranstalter: Prof. Dr. Boris Burghardt, Philipps-Universität Marburg
Ort: Marburg
Zeit: 26.04.2024
Deadline für Vorschläge: 31.01.2024
Gesucht werden Beiträge für ein Symposium zum 100. Geburtstag von Heinz
Düx, in dem dieser herausragende Vertreter einer kritischen Justiz und
Rechtswissenschaft in der Bundesrepublik und sein vielfältiges Wirken
erinnert und wiederentdeckt werden soll. Einreichung kurzer
Abstracts/Vorschläge von 300-500 Wörtern bis zum 31. Januar 2024 an
boris.burghardt@jura.uni-marburg.de
Am
24. April 2024 hätte Heinz Düx seinen 100. Geburtstag gefeiert. Düx
wurde in Marburg geboren und studierte hier von 1942 bis 1948
Rechtswissenschaften. Er stellte sich dem Zeitgeist des Verschweigens
und Verharmlosens von NS-Verbrechen sowie der weitreichenden personellen
Kontinuität in allen Gesellschaftsbereichen, namentlich in der Justiz,
entgegen. Als Untersuchungsrichter am Landgericht Frankfurt/Main war er
maßgeblich an der Durchführung des (ersten) Frankfurter
Auschwitz-Prozesses beteiligt. Später wirkte er als Vorsitzender Richter
eines Senates für Entschädigungs- und Restitutionsangelegenheiten am
OLG Frankfurt/Main. Auch publizistisch setzte er sich über Jahrzehnte
für die Anerkennung von im öffentlichen Erinnern an die NS-Vergangenheit
vernachlässigten Opfergruppen, z.B. den Sinti und Roma, ein und war ein
ständiger kritischer Kommentator der bundesdeutschen Justizpolitik.
Zugleich engagierte er sich in vielfältigen zivilgesellschaftlichen
Zusammenhängen, etwa in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
(VVN), in der Vereinigung demokratischer Juristen (VDJ). Dieses
Engagement machte ihn in den 1970er Jahren zum Ziel parteipolitischer
Initiativen, ihn aus dem Staatsdienst zu entfernen.
Aus Anlass des
100. Geburtstags von Heinz Düx wird am 26. April 2024 ein Symposium an
der Philipps-Universität in Marburg an diesen herausragenden Vertreter
einer kritischen Justiz und Rechtswissenschaft in der Bundesrepublik
erinnern und zu seiner Wiederentdeckung insbesondere durch jüngere
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einladen. Im Rahmen des
Symposiums soll zunächst in einem moderierten Gespräch mit Zeitzeugen
und Zeitzeuginnen über Begegnungen und Eindrücke die Person Heinz Düx
sichtbar gemacht werden. Sodann soll in zwei Panels mit jeweils drei bis
vier kurzen Interventionen (max. 15 Minuten) der übergreifenden Frage
nachgegangen werden, welche Facetten des vielfältigen Wirkens und
Denkens von Heinz Düx aus heutiger Perspektive noch Stoff zur Anknüpfung
bieten und was überholt wirkt. Im Anschluss an das Symposium sollen die
Interventionen zu Kurzbeiträgen (ca. 15.000-20.000 Zeichen)
verschriftlicht und voraussichtlich im dritten Quartal 2024 gesammelt
publiziert werden, z.B. im Rahmen eines Sonderheftes der Kritischen
Justiz (tbc).
Mögliche Themen von Beiträgen sind z.B.:
- Heinz Düx‘ Position zum Nürnberger Recht
- Heinz Düx‘ Tätigkeit als Untersuchungsrichter im (großen) Frankfurter Auschwitzprozess
- Heinz Düx als publizistischer Streiter gegen das Vergessen des NS-Unrechts
- Heinz Düx entschädigungsrechtliche Tätigkeit am OLG Frankfurt/Main
- Heinz Düx und die Anerkennung der Sinti und Roma als in der NS-Zeit aus rassistischen Gründen verfolgte Gruppe
- Heinz Düx und die entschädigungsrechtliche Anerkennung von Kriegsdienstverweigerern und Deserteuren
- Heinz Düx und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN)
- Heinz Düx publizistische Tätigkeit in der Zeitschrift „Demokratie und Recht“
- Friedenspolitische Grundpositionen von Heinz Düx
- Heinz Düx als Mitglied der SPD
- Heinz Düx und der hessische Justizminister Karl Hemfler
- Heinz Düx und die ‘68er-Studentenbewegung
- Heinz Düx und Wolfgang Abendroth
- Heinz Düx und die Vereinigung demokratischen Juristen (VDJ)
- Heinz Düx und die DDR
- Die Initiativen zur beamtenrechtlichen Disziplinierung und Entlassung von Heinz Düx
- Heinz Düx‘ Dissertation zur freien Gewerkschaftsbewegung
Die
Einladung, Vorschläge einzureichen, richtet sich nachdrücklich auch an
Studierende oder Wissenschaftler:innen, die noch keine Promotion
aufweisen. Es kann in gewissem Umfang Unterstützung durch Hinweise auf
einschlägige Archivbestände und Publikationen von Heinz Düx gegeben
werden. Bitte fügen Sie dem Abstract auch einen kurzen Lebenslauf
(maximal drei Seiten) bei, der den disziplinären Hintergrund Ihrer
Person erkennbar werden lässt.
Bitte senden Sie Abstracts/Vorschläge an:
boris.burghardt@jura.uni-marburg.de
Kontakt: Prof. Dr. Boris Burghardt
Professur für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsphilosophie und Juristische Zeitgeschichte, https://www.uni-marburg.de/de/fb01/professuren/strafrecht/prof-burghardt
Quelle: Heinz Düx – Ein unbequemer Jurist in der bundesdeutschen Justiz., In: H-Soz-Kult, 07.12.2023, <www.hsozkult.de/event/id/event-140588>.