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Wer hat Angst vor Normativität? 40 Jahre Historische Friedens- und Konfliktforschung
12. Oktober 2024
Veranstalter: Arbeitskreis Historische Friedens- und Konfliktforschung (Cologne Center
for Advanced Studies in International History and Law, Universität zu
Köln)
Veranstaltungsort: Köln
Datum: 21. - 22. November 2024
Das Ziel der Konferenz ist es, erstmals einen umfassenden Austausch und
Reflexionsprozess über die Rolle der Normativität in der Historischen
Friedens- und Konfliktforschung anzustoßen.
Die Historische Friedens- und Konfliktforschung (HFKF) zeichnet sich durch eine am Friedensideal orientierte Normativität aus, die sie von anderen geschichtswissenschaftlichen Perspektiven und Ansätzen unterscheidet. Umso erstaunlicher ist es, dass dieses spezifische Merkmal der HFKF bisher nur selten Gegenstand einer kritischen Selbstreflexion war. Ausgehend von diesen Beobachtungen zielt die Konferenz aus Anlass des 40jährigen Bestehens des AKHF darauf ab, einen grundsätzlichen Reflexionsprozess über die Rolle der Normativität in der Historischen Friedens- und Konfliktforschung anzustoßen.
Die Historische Friedens- und Konfliktforschung (HFKF) und der 1984 gegründete Arbeitskreis Historische Friedens- und Konfliktforschung (AKHF) haben ihre Wurzeln in der Friedensbewegung sowie in der normativ ausgerichteten und gegenwartsorientierten Friedens- und Konfliktforschung der 1980er Jahre. Seither zeichnet sich die HFKF durch eine am Friedensideal orientierte Normativität aus, die sie von anderen geschichtswissenschaftlichen Perspektiven und Ansätzen unterscheidet. Umso erstaunlicher ist es, dass dieses spezifische Merkmal der HFKF bisher nur selten Gegenstand einer kritischen Selbstreflexion war. Gleichzeitig zeigt sich, dass diese Normativität nur auf den ersten Blick eine Konstante der HFKF darstellt. Einerseits beginnt die Geschichtswissenschaft gerade, die Historizität des Friedensbegriffs selbst stärker in den Fokus zu rücken und somit auch die Wandelbarkeit ihrer zentralen normativen Kategorien zu thematisieren. Andererseits kommt die HFKF zunehmend mit neuen Forschungsfeldern, -ansätzen und -methoden in Berührung, die ihre eigene Normativität einbringen, wie beispielsweise die gender studies oder die postcolonial studies.
Ausgehend von diesen Beobachtungen ist es das Ziel der internationalen Konferenz, erstmals einen umfassenden Austausch und Reflexionsprozess über die Rolle der Normativität in der Historischen Friedens- und Konfliktforschung anzustoßen. Sie berührt mit diesem Anliegen den Kern des Selbstverständnisses einer am Frieden orientierten Perspektive auf Geschichte. Weitreichender Konsens besteht darüber, dass historisch arbeitende Friedens- und Konfliktforscher:innen an der Denkbarkeit des Friedens und der Gewaltfreiheit arbeiten. Allerdings stellt sich die Frage, was das mit Blick auf konkrete Projekte und angesichts der oben skizzierten Wandlungsprozesse bedeutet.
Der AKHF möchte seine diesjährige Jahreskonferenz zum 40jährigen Jubiläum auch für
Early Career Researchers zugänglich machen. Deshalb werden Teilnahme-Stipendien für die Deckung von Reise- und Übernachtungskosten vergeben.
Sollten Sie sich noch in Ihrer Promotionsphase befinden oder Ihre
Promotion vor bis zu zwei Jahren abgeschlossen haben, können Sie sich gerne dafür bewerben. Dafür reicht eine kurze Email, die
skizziert, welchen Zusammenhang Sie zwischen ihren eigenen
Forschungsinteressen und dem Thema der Tagung sehen, sowie der
Lebenslauf. Die Bewerbung kann bis zum 30. Oktober 2024 an
daniel.stahl@fau.de und/oder an akhf@mail.de geschickt werden.
Donnerstag, 21. November 2024
13:30-15:00 Uhr
Keynote
Prof. Dr. Petra Goedde (Temple University,
Philadelphia): Engagierte Geschichtswissenschaft. Konzepte und erlebte
Wirklichkeiten in der Historischen Friedens- und Konfliktforschung
Chair: Prof. Dr. Fabian Klose (Universität zu Köln)
15:00-18:00 Uhr
Panel 1: An Kriege erinnern
Chair: Dr. Sophie Lange (Institut für Zeitgeschichte München – Berlin)
Prof. Dr. Maciej Górny (Polnische Akademie der Wissenschaften, Warschau): Pyrrhussiege. Die Weltkriege in der polnischen Historiographie und Erinnerung.
PD Dr. Daniel Stahl (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg): Frieden durch Strafrecht. Die Nürnberger Prozesse und die Auseinandersetzung mit den südamerikanischen Militärdiktaturen.
Martin Günzel (Universität zu Köln): „Benign inactivity, or progressive pre-emption“ – Tony Blair und die Rechtfertigung des Irakkriegs.
Dr. Sarah Rausch (Friedrich-Schiller-Universität Jena): Erinnerungskriege befrieden? Vorstellung von „Krieg“ und „Frieden“ in der Aufarbeitung kolonialer Vergangenheiten in Deutschland und Frankreich.
Freitag, 22. November 2024
9.00 – 12.00 Uhr
Panel 2: Militärgeschichtsschreibung ohne normativen Friedensbezug?
Chair: PD Dr. Daniel Marc Segesser (Universität Bern)
PD Dr. Anke Fischer-Kattner (Universität der Bundeswehr München): „Der liebe vnd werthe Fried“ und die Bellizität – Zum Verhältnis von Friedensidealen und Kriegserfahrungen in der Frühen Neuzeit.
PD Dr. Felix Brahm (Universität Münster): Koloniale Konflikt-, aber keine Friedensforschung? Überlegungen aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive.
Jan-Martin Zollitsch (Humboldt-Universität zu Berlin): Normen im Deutsch-Französischen Krieg (1870/71).
Dr. Hendrik Simon (Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung, Frankfurt a. M.): Zwischen Pragmatismus und Normativität: Selbstverortungen liberaler Völkerrechtler im Diskurs über Krieg und Frieden des „langen 19. Jahrhunderts“ .
13.30 – 16.30 Uhr
Panel 3: Friedensvorstellungen und Friedensprozesse
Chair: Dr. habil. Julia Eichenberg (Universität Bayreuth)
Ronja Hollstein (Leibniz Universität Hannover): Was ist Krieg, was ist Frieden? Eine Diskursanalyse des kolumbianischen Friedensprozesses 2012-2016.
Valentin Bardet (Sciences Po Lyon / Université Lumière Lyon 2): Friedensplanung lernen? Die Vorbereitung und Schulung der Mitarbeiter der französischen Militärregierung für die Besatzung Deutschlands ab 1944.
Prof. Dr. Christoph Laucht (Swansea University): Der Kalte Krieg als Katalysator der (west)deutsch-britischen Aussöhnung? Die Anfänge der Städtepartnerschaft Kiel – Coventry, 1945-55.
Dr. Regina Stuber (Akademie der Wissenschaften zu Göttingen): Normative Muster und Denkfiguren im Kontext des Großen Nordischen Krieges (1700-1721): Die Friedenskonzeptionen Zar Peters I. gegenüber europäischen Fürstenhäusern.
16:30-18:00 Uhr Abendbüfett
18.00 – 20.00 Uhr
Podiumsdiskussion: Wissenschaftskommunikation oder politischer
Aktivismus? Public Outreach in der historischen Friedens- und
Konfliktforschung
Chair: Dr. Arvid Schors (Universität zu Köln)
Prof. Dr. Eckart Conze (Philipps-Universität Marburg)
Dr. Franziska Davies (Ludwig-Maximilians-Universität München)
Prof. Dr. Felix Lange (Universität zu Köln)
Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer (Universität Wuppertal)
Kontakt: akhf@mail.de / http://historische-friedensforschung.org/
Quelle: Wer hat Angst vor Normativität? 40 Jahre Historische Friedens- und Konfliktforschung., in: H-Soz-Kult, 10.10.2024, http://www.hsozkult.de/event/id/event-150490.